Embedded-Linux bei NetModule Interview mit Jürgen Kern, Geschäftsführer der NetModule AG

Embedded-Linux bei NetModule Interview mit Jürgen Kern,
Geschäftsführer der NetModule AG

Die Schweizer NetModule AG ist auf die Integration von Kommunikations- und Internet-Technologien in Embedded-Systemen spezialisiert und sieht sich selbst als führenden Embedded Linux-Spezialisten. Über Nachteile, Vorteile und Besonderheiten dieses Betriebssystems sprachen wir mit Jürgen Kern.

eD: Herr Kern, welches sind aus Ihrer Sicht die größten Nachteile von Linux beziehungsweise wo stößt dieses Betriebssystem an seine Grenzen?

Jürgen Kern: Einen der größten Nachteile sehe ich in der Verpflichtung der Veröffentlichung sowie im fehlenden Urheberrechtschutz für entwickelte Erweiterungen. Die Dynamik bei Weiterentwicklungen ist sehr hoch. Dies hat beim Einsatz in Produkten oftmals einen nicht unerheblichen Nachrüstaufwand zur Folge. Außerdem gibt es keinerlei Garantien. Jeder ist für die verwendeten Sourcen selbst verantwortlich. Ein weiterer Nachteil ist aus meiner Sicht der relativ hohe Betreuungsaufwand. Außerdem läuft Linux fast ausschließlich auf 32/64Bit CPUs.

eD: Und nun zu den Vorteilen. In welchen Punkten hebt sich Linux besonders positiv von anderen bedeutenden Betriebssystemen ab?

Jürgen Kern: Da es sich bei Linux um ein offenes, von vielen Nutzern weiterentwickeltes Betriebssystem handelt, ist der Source Code frei verfügbar. Aus diesem Grund gibt es keine oder nur geringe Lizenz- oder Laufzeitgebühren für den Kernel (GPL). Gerade für das bessere Verständnis des Entwicklers ist der Zugang zum Source Code von großem Vorteil. Demgegenüber steht allerdings auch die Verpflichtung, Modifikationen und Erweiterungen an die OpenSource Community zurückzugeben. Weiterhin lassen sich Anpassungen sowie Debugging einfacher realisieren; formale Zertifizierungen sind ebenfalls möglich. Durch die Community stehen laufend Neuerungen und Verbesserungen zur Verfügung, was allerdings in manchen Fällen auch ein Nachteil sein kann. Die gute Skalierbarkeit, die breite Hardwareunterstützung sowie der von der Open-Source-Gemeinschaft zur Verfügung gestellte gute Netzwerksupport (Mailing-Listen) sind weitere wesentliche Vorteile von Linux. Und – nicht zu vergessen – Linux-Nutzer sind unabhängig von proprietären Anbietern.

eD: Wo liegen die Haupteinsatzgebiete von Linux?

Jürgen Kern: Linux wird überall eingesetzt, wo Betriebssysteme benötigt werden, hauptsächlich jedoch im Serverbereich. Im Desktop-Bereich dominieren nach wie vor kommerzielle Betriebssysteme wie Windows. Embedded Linux findet sich vor allem in mobilen Geräten wie Mobiltelefonen oder Smart Phones. Durch die Android-Initiative von Google wird das heutige Defizit von Linux, über keine vernünftige Grafikoberfläche zu verfügen, eliminiert. Zunehmend kommt Linux außerdem auch in Industriesteuerungen, Medizingeräten und Industriellen Kommunikationssystemen zum Einsatz.

eD: Wie schaut es mit dem Echtzeitverhalten von Linux aus?

Jürgen Kern: Es gibt heute verschiedene Erweiterungen, die speziell das Echtzeitverhalten betreffen. Echtzeitverhalten heißt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt die schnelle Ausführung von Befehlen sondern ein deterministisches Verhalten des Systems. Es wird also sichergestellt, dass ein Befehl oder eine Funktion innerhalb einer vorgegebenen Zeit ausgeführt wird.

eD: Sie bezeichnen sich selbst als einen in Zentraleuropa führenden Embedded Linux-Spezialisten. Können Sie dies bitte etwas konkretisieren. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Jürgen Kern: Hier möchte ich die Betonung nochmals auf Embedded Linux legen. Embedded Linux ist sehr stark mit der Hardware, auf der es läuft, verbunden. Embedded Systeme sind in der Regel auf ein spezielles Produkt zugeschnittene Entwicklungen mit kundenspezifischen Funktionalitäten. Durch die Expertise von NetModule bei der Hardware- und Software-Entwicklung sowie durch unsere jahrelange Erfahrung in der Entwicklung von Echtzeit-Applikationen sind wir in der Lage, Co-Designs sehr effizient durchzuführen. Und diese Kombination all unserer Expertisen veranlasst uns zu der Auffassung, einer der führenden Spezialisten für Embedded Linux zu sein.

eD: Was bietet NetModule seinen Kunden?

Jürgen Kern: Unsere Embedded Linux-Plattform basiert auf openWRT und bietet eine komplette Eclipse-basierende Build- und Debug-Umgebung, zur Entwicklung von bootbaren Target Images einschließlich Boot-Loader, Kernel, Target File System und Cross Toolchain. Alle Komponenten einschließlich der Tool Chain sind in Source Code verfügbar. Die menübasierte Konfiguration ermöglicht die einfache Integration einer breiten Auswahl an Open Source Anwendungen und Libraries. Damit erhalten die Entwickler die volle Kontrolle, profitieren von der Innovationskraft der Open Source Community und bleiben so unabhängig von einem Anbieter. Unsere Linux-Plattform kann auf verschiedenen Hardware-Architekturen eingesetzt werden, u.a. ARM, MIPS, PowerPC und Intel-Architekturen. Sie basiert immer auf einem der neuesten Linux-Kernels und ist komplett als Source Code erhältlich. Beratung und Entwicklungsdienstleistung bei der Implementierung von Embedded Linux-Systemen gehören ebenfalls zu unserem Angebotsspektrum sowie eine komplette OEM-Produktentwicklung und die Übernahme des Life-Time Supports. Eines unserer Spezialgebiete ist die Entwicklung von Treibern und Middleware-Software für von Kunden oder für Kunden entwickelte Embedded-Systeme. Mit unserer Linux-Plattform adressieren wir vor allem die Märkte Embedded Communication, Steuerungs- und Automatisierungstechnik und Medizintechnik.

NetModule AG
www.netmodule.com

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