Interview mit Marc Osajda, Global Automative Market Development, Freescale
Sichere Entwicklungsprozesse
Wir sprachen mit Marc Osajda, Global Automotive Market Development Manager bei Freescale, über Trends und Herausforderungen der Automobilbranche. Welche Auswirkungen hat die funktionale Sicherheit und die damit einhergehende neue Norm ISO26262 auf die Halbleiterindustrie und wie reagiert Freescale darauf?
:eD: Herr Osajda, welches sind die wichtigsten Trends im Automotive Electronics Markt?
Marc Osajda: Es gibt vier Megatrends in der Automobilindustrie: ‚mobility for everyone‘, ’safety for everyone‘, ‚a cleaner world for everyone‘ und ‚everyone connected‘. Bis 2020 werden weltweit ca. 100 Millionen Fahrzeuge prognostiziert. Global existieren 35 Megacities und die damit einhergehenden Problematiken von Staus, Luftverschmutzung und Parkplatzproblemen. Das größte Wachstum im Automobilbereich wird zukünftig in den Schwellenländern stattfinden. Sicherheit und Mobilität für jedermann sind speziell in China und Indien von großer Bedeutung. In China sterben jedes Jahr 100.000 Menschen durch Unfälle. Deshalb ist gerade in den Schwellenländern die Sicherheitsthematik von großer Bedeutung – kostengünstige, passive Sicherheitssysteme wie Airbags, ABS sind hier gefragt. Umweltschutz betrifft uns natürlich alle. Doch auch hier gibt es speziell in China noch großen Nachholbedarf. Es ist erforderlich, CO2-Ausstoß sowie Kraftstoffverbrauch zu verringern. Elektrofahrzeuge sind nicht die ideale Lösung, da die Erzeugung von Elektrizität in China ebenfalls mit großen Umweltbelastungen verbunden ist. Deshalb müssen die heutigen Technologien verbessert werden; optimierte Verbrennungsmotoren, kleinere Motoren, kleinere, leichtere Autos mit geringerem Benzinverbrauch usw. In den Schwellenländern sind Sicherheit und Emissionsbegrenzung die Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. Der vierte Trend ‚always connected‘ gewinnt zunehmend in Europa, Japan und den USA an Bedeutung. Der Wunsch nach Internetzugang im Auto nimmt zu. Die Welt der Unterhaltungselektronik diktiert zunehmend die Funktionen im Auto. Man will immer verbunden sein, mehr Anwendungen werden gefordert, moderne Grafik, Konnektivität, Infotainment usw.
eD: Was brauchen Ihre Kunden, um erfolgreich zu sein?
Marc Osajda: Ganz allgemein gesagt, brauchen unsere Kunden Innovationen zur richtigen Zeit und zu einem angemessenen Preis. Die Kunden sollten bereits von Anfang an in die Entwicklungen mit einbezogen werden. Da die Systeme im Automobilsektor äußerst komplex sind, bedarf es Systemlösungen. Mikrocontroller, Software, Leistungsaufnahme, Sensorik usw. müssen zusammenarbeiten, gut integriert sein, bei geringem Stromverbrauch. Durch die höheren Anforderungen in puncto Rechenleistung sind skalierbare High-Performance-Lösungen erforderlich – Hochleistungs-MCUs, Multicore, Software, Tools, schnelle und deterministische Kommunikation, usw.. Um die Zeiten für Forschung und Entwicklung zu reduzieren, sind weiterhin Referenzdesigns von großer Bedeutung sowie Vor-Ort-Support für Forschung und Entwicklung in Schwellenländern. Security-Lösungen, Ökosysteme (ecosystems), leistungsfähige Grafik. Konnektivitätslösungen zu externen CE-Geräten, zur Cloud, zu anderen Fahrzeugen und zur Infrastruktur (eCall, V2V, V2x) sind weitere wichtige Features. Sind in den Schwellenländern eher passive Sicherheitssysteme gefragt, wie Airbags, ABS usw. so gewinnen in Japan, Europa und den USA Fahrerassistenzsysteme immer mehr an Bedeutung, SiGe-Radar-Technologie, Vision-Beschleuniger, Hochgeschwindigkeits-Kameras, spezielle Kameras zum Rückwärtsfahren sowie ISO26262-konforme Lösungen mit funktionaler Sicherheit.
