Interview mit Gerald Meier, Marketing Manager Central Europe, Future Electronics Referenzdesigns vom Hersteller oder Distributor?

Interview mit Gerald Meier, Marketing Manager Central Europe, Future Electronics
Referenzdesigns vom
Hersteller oder Distributor?

Hersteller und Distributoren verfolgen mit verschiedenen Ansätzen das gleiche Ziel: Referenzdesigns und Evaluationsboards sollen Kunden helfen, neue Produkte schnell und kostengünstig zu entwerfen. Es gilt, mithilfe der ‚Entwicklungsbeschleuniger‘ dem Wettbewerbsdruck der Marktreife und zunehmender Komplexität der Design-Aufgaben zu begegnen. Doch für welche Art der Hilfestellung sollte sich der Entwickler entscheiden?
eD: Referenzdesigns liegen im Trend. Kann diese Aussage auch von einem Distributor bestätigt werden?

Gerald Meier: Der Bedarf an Referenzdesigns ist ungebrochen. Die Beweggründe, sich bei der Produktentwicklung Hilfe zu suchen, gewinnen sogar noch an Bedeutung. Zeit- und Kostendruck für den Kunden werden nicht weniger und auch die Komplexität der Produkte steigt weiter. Es liegt auf der Hand, dass sich Unternehmen auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, die ihr Know-how und die IP herausstellen. Zu Beginn eines Produktentwicklungszyklus nehmen sie deshalb gerne Hilfestellung an.

eD: Welche Hilfestellung erhalten die Entwickler vom Hersteller und welche vom Distributor?

Gerald Meier: Hersteller haben natürlich in der Entwicklung ihrer Evaluationsboards einen zeitlichen Vorsprung. First Silicon liegt als erstes vor und die Boards dienen normalerweise dazu, ein Gefühl zu vermitteln, wie dieses Silizium unter optimalen Bedingungen funktioniert. Der Distributor hat Einblick in die Roadmap einer Bandbreite von Herstellern und kann darauf aufbauend aktuellste Komponenten und Technologien auf einem Board zusammenstellen. In dieser Position fungiert er auch als Vermittler zwischen Technologien von Franchise-Partnern, die normalerweise nicht Einzug auf einem gemeinsamen Referenzboard finden. Hinzu kommen die täglichen Fragestellungen unterschiedlichster Kunden, die schon frühzeitig aufzeigen, welche Referenzdesigns der Markt verlangt. Diese breitgefächerte Lösungskompetenz und Umsetzung in Referenzdesigns unterscheidet den Ansatz vom Distributor und Hersteller.

eD: Worin unterscheiden sich die Herangehensweisen an ein Referenzdesign-Board?

Gerald Meier: Sicherlich bleibt der Hersteller immer der Experte für sein Bauteil. Auf Boardlevel nivelliert sich eine derartige Überlegenheit allerdings schnell. Die Bauteileauswahl für ein Referenzdesign-
board bringt immer Limitierungen mit sich – aber die sind auf beiden Seiten vorhanden. Der Hersteller bedient sich bei der Auswahl der Komponenten zuerst im eigenen Portfolio. Er hat freie Hand in der Auswahl, aber nicht die umfangreichen Kenntnisse in unterschiedlichste Produkte auf dem Markt. Der Distributor zieht die bestmöglichen Komponenten seiner Franchises in Betracht aufbauend auf dem profunden Einblick in deren Funktionsweise.

eD: Was kann man dem hilfesuchenden Entwickler raten?

Gerald Meier: Evaluationsboards, Referenzboards, Proof-of-Concept- Entwicklungsumgebungen – jeder Anbieter von Entwicklungshilfen verfolgt einen anderen Weg. Ein ‚one-size fits all‘-Modell führt den Kunden nicht zum Ziel der gewünschten Marktdifferenzierung mit seinem Endprodukt. Ein Referenzdesign wird aus diesem Grund kaum 1:1 übernommen werden. Future Electronics verfolgt mit seinem Ansatz der Proof-of-Concept-Boards nicht das Ziel, das fertige Produkt für den Kunden zu entwickeln. Wir bieten Hilfestellung beim Vergleich der bestmöglichen verfügbaren Komponenten im
Rahmen unseres Blox-Board-Programms. Wir wollen dem Kunden behilflich sein in der Implementierung seines Produktes. Dazu erhält er eine große Auswahl an modularen Boards, spezifische Applikationsunterstützung, aber auch Software-Stacks, Firmware, Gerber Files und komplette BOM-Aufstellung. Wir sehen uns als ‚Enabler‘, der den Zugang zu Technologie und Lösungswegen so einfach wie möglich gestaltet.

eD: Welche Referenzdesigns sind derzeit gefragt?

Gerald Meier: Der Faktor Zeit spielt die entscheidende Rolle. Für Referenzdesigns ist es erforderlich, nicht auf die Marktnachfrage zu reagieren, sondern die Entwicklung der Nachfrage bereits vorherzusagen. Mit dem Weitblick des Distributors lassen sich neue Trends frühzeitig ausmachen und dementsprechend die Entwicklung von Referenzboards vorantreiben. Ein gutes Beispiel dafür war das Design unseres Microinverter-Referenzboards, noch bevor der Markt in diese Richtung einschwenkte.

eD: Sind Referenzdesigns nach wie vor ein Wettbewerbsvorteil?

Gerald Meier: Der richtige Zeitpunkt der Markteinführung ist heute mehr denn je ausschlaggebend. Ein starkes Referenzdesign gibt dem OEM bedeutende Hilfestellung in der frühen Phase der Produktentwicklung und beschleunigt den Entwicklungszyklus. Wir glauben an den Erfolg von Referenzboards und investieren dementsprechend in unseren System Design Centren in deren Entwicklung mit und für unsere Franchise-Partner und Kunden. Dabei ist diese Art der Entwicklungsunterstützung ein Teil unseres Service-Angebots. Denn unsere Boards werden als Teil unserer Vertriebsstrategie kostenlos abgegeben.

Future Electronics Deutschland GmbH
www.futureelectronics.com

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