Interview: Embedded Systems und Blockchain

Interview: Embedded Systems und Blockchain

Wer, wie, was?

War das Thema Blockchain zunächst im Finanzsektor angesiedelt, ist es heute auch über die Industriegrenzen hinweg angekommen. Im Gespräch mit Michael Barr, Mitbegründer und CTO der Barr Group, erfahren Sie unter anderem, wie Blockchains und Embedded-Systeme zusammenhängen und was das Ganze mit dem IoT zu tun hat.

 (Bild: Barr Group)

(Bild: Barr Group)

IoT: Herr Barr, was genau ist eine Blockchain?

Michael Barr: Eine Blockchain ist im Prinzip eine Art Datenbank. Embedded-Programmierer arbeiten oft mit Datenbanken und man kann sich eine Blockchain als eine Datenbank der nächsten Generation mit einigen besonderen Eigenschaften vorstellen.

IoT: Und wie setzt man diese Datenbanken ein, wo es sich doch um eine spezielle Datenbank handelt?

Barr: Was eine Blockchain gegenüber anderen Arten von Datenbanken auszeichnet, ist die Tatsache, dass es sich um eine verteilte Datenbank mit mehreren Kopien aller Einträge handelt. So etwas setzt man in der Regel in einer Umgebung mit mehreren verschiedenen Vertrauensbeziehungen ein – komplizierten Vertrauensbeziehungen, in denen man eine objektive Aufzeichnung von Geschehnissen benötigt. Ein Beispiel wäre eine Reihe von Transaktionen, bei denen ein Beteiligter einem anderen nicht vertraut. Deshalb findet die Blockchain-Technik auch bei Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum Anwendung. Es gibt also bestimmte Sonderfälle, für die diese Art Datenbank geeignet ist.

IoT: Sie erwähnten gerade Bitcoin und Ethereum. Bitcoins haben natürlich eher mit finanziellen Dingen zu tun. Gibt es aber im Bereich des Internet of Things oder der Embedded-Systeme Beispiel dafür, wie sich die Blockchain-Technik sinnvoll einsetzen ließe?

Barr: Selbstverständlich. Dafür muss man zunächst einmal eines an der Blockchain-Technik verstehen: Weil sich eine Blockchain potenziell als sehr umfangreiche Datenbank auf einer Menge verschiedener Computer repliziert und weil die Abstimmung einen enormen Rechenaufwand verursacht, wird die Blockchain selbst häufig in der Cloud implementiert.

IoT: In der Cloud, ich verstehe.

Barr: Das Internet of Things und andere Embedded-Systeme generieren aber häufig Daten, die zum Bestandteil dieser Einträge werden, oder sie interagieren mit Daten in der Blockchain.

IoT: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Barr: Natürlich. Denken wir an eine Applikation, die die Historie eines bestimmten Autos verfolgt. Man könnte hier mit Informationen über den Bau dieses Autos beginnen. Zum Beispiel könnte der Motor in Japan gefertigt und in Mexiko in das Auto eingebaut werden. Als nächstes würde eine bestimmte Version der Firmware in die verschiedenen Prozessoren geladen. Später würde eine der Rechnerkarten ersetzt, bevor das Auto schließlich verkauft und gekauft wird. Man kann sich dies als eine Beziehung mit einem Dienst in der Art von Carfax mit entsprechenden Einträgen und Details vorstellen. Embedded-Systeme könnten während des ganzen Vorgangs einige der Informationen beisteuern und beispielsweise mit den gerade erwähnten Firmware-Updates zu tun haben. Ein Versicherungsunternehmen könnte nun daran interessiert sein zu wissen, ob das Auto jemals mehr als 160km/h gefahren ist. Hier könnte eine Art Trigger existieren, der diese Information zum Bestandteil der Blockchain-Historie dieses Autos macht.

IoT: Und weil diese Blockchain verteilt ist, ist sie theoretisch sicherer. Und die weit verstreuten Partner können den Informationen vom Entstehen des Autos bis zu seiner Verwendung leichter vertrauen?

Barr: Genau, vom nächsten Käufer des Fahrzeugs an. Man kann feststellen, ob die Instandhaltung korrekt durchgeführt wurde, wie vom Verkäufer behauptet, oder dass das Fahrzeug niemals in eine Überschwemmung geraten ist. Genau, wie es mit Carfax derzeit geht. Ebenso lässt sich prüfen, ob die neuesten Firmware-Versionen aufgespielt wurden.

IoT: Welche Interaktionsmöglichkeiten gibt es noch?

Barr: Eine weitere Möglichkeit der Interaktion von Embedded-Systemen mit der Blockchain-Technik sind elektronische Währungen. Nehmen wir als Beispiel an, Sie entwickeln ein Embedded-System wie etwa eine Set-Top-Box für Apple TV oder ein Gerät, mit dem man verschiedene Streaming-Dienste verfolgen kann. Man kann sich vorstellen, dass ein solches Gerät ein Bitcoin-Wallet enthält, um Einkäufe zu tätigen, Micropayments auszuführen und dergleichen mehr. Vielleicht gibt es im Automobilbereich eine Applikation, die etwas Ähnliches tut, z.B. ein E-Z Pass im Auto, der mit Ihrer Kreditkarte verknüpft ist. Die Karte verfügt über einen bestimmten Kredit im Bitcoin-Wallet und wird zu einem Bestandteil des Bitcoin-Ledgers bzw. der Bitcoin-Transaktion.

 (Bild: Barr Group)

(Bild: Barr Group)

Im Gespräch mit Michael Barr,
CTO,
Barr Group
barrgroup.com

Ausgabe:
Barr Group
barrgroup.com

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