Funktionen, Kosten und Termine einhalten


Verbindliche Aussagen

Nach der klassischen Anforderungsanalyse werden bei V-Scrum die im Projekt umzusetzenden Stories definiert. Dabei liegt der Fokus auf einem gemeinsamen Verständnis von Auftraggeber und -nehmer. Im Unterschied zum V-Modell müssen die jeweiligen Anforderungen in dieser Phase noch nicht vollständig beschrieben und mit eindeutigen Testkriterien versehen werden. Auch eine Spezifikation der Eigenschaften ist zunächst nicht notwendig. Im Unterschied zu Scrum wird jedoch der wesentliche Funktionsumfang der Software festgelegt. Dazu ist eine Bewertung der Anforderungen hinsichtlich ihres Aufwands erforderlich, um die Einhaltung von Zeit, Ressource und Budgetvorgaben zu kontrollieren. Hier hat sich das sogenannte Planning Poker aus dem Scrum-Umfeld bewährt, bei dem die Anforderungen inklusive Test im Team diskutiert werden. Danach schätzt jeder Mitarbeiter seinen Aufwand. Treten deutliche Abweichungen nach oben oder unten auf, werden sie besprochen und die gemeinsam abgestimmten Schätzwerte festgehalten. Das reduziert das Risiko, das einzelne Aspekte einer Anforderung nicht berücksichtigt sind. Gemäß V-Modell werden die Anforderungen anschließend vereinbart und nach außen kommuniziert. Die Marketing- und Vertriebsorganisationen können also verbindliche Aussagen für ihre Kunden ableiten. Im Unterschied zur klassischen Entwicklung ist eine Änderung der Anforderungen über die Projektlaufzeit mit jedem Sprint möglich. Dabei muss der geplante Zeit- und Budgetaufwand allerdings befolgt werden. Gleiches gilt für die geplanten Hauptanforderungen, damit die Verbindlichkeit nach außen gewahrt ist.

Funktionsbegrenztes Projektrisiko

Die Entwicklung wird nach dem Scrum-Prozess durchgeführt, wobei alle Parteien die Erfüllung des Endtermins und die zu realisierenden Anforderungen beachten. Abnahme und Freigabe finden wieder mit den bekannten Quality Gates statt. Die Mitarbeiter der Qualitätssicherung sind Teil des Teams, werden aber separat organisiert, sodass sie ihre Aufgabe als unabhängige Instanz wahrnehmen können. Die Entwicklung der Tests erfolgt parallel zu den jeweiligen Sprints. In diesem Prozess wird auf umfangreiche technische Spezifikationen verzichtet. Stattdessen pflegen die Mitarbeiter die Anforderungen während der Entwicklung weiter, weshalb sie am Ende die tatsächliche Software in ihrer Funktion beschreiben. Dieses Vorgehen ist sowohl für einen abgestimmten Test als auch den weiteren Lebenszyklus des Produkts wichtig. Die technische Dokumentation der Software-Architektur und Komponenten geschieht im für die Entwicklung und Pflege notwendigen Umfang. Unabhängig vom Prozess gibt es hier gesonderte Festlegungen. Die Ergebnisse werden gemeinsam in Sprint Reviews bewertet und das Feedback gegebenenfalls in folgenden Sprints umgesetzt. Das hat den Vorteil, dass das Projektrisiko nicht über die Laufzeit und damit die Kosten kompensiert wird, sondern über die Funktion. Sollten sich folglich unvorhergesehene Schwierigkeiten oder zusätzliche Aufwände ergeben, skaliert das Team zunächst die Software-Funktion. Der Zeitrahmen und die Kosten bleiben stabil. Dabei ist darauf zu achten, dass die zugesagten Hauptanforderungen trotzdem ausgeführt werden.

Enge Zusammenarbeit

Im Rahmen der Software-Entwicklung hat Phoenix Contact über viele Jahre sowohl mit dem V-Modell und V-Scrum gearbeitet. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile. Der größte Nutzen, der sich nun aus dem integrierten V-Scrum ergibt, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Produktmarketing, Entwicklung und Test. Die Projektergebnisse hinsichtlich Funktion, Termin und Qualität werden gemeinsam verantwortet. Letzteres funktioniert, weil sämtliche Beteiligten den weiteren Verlauf über den Entwicklungszyklus mit beeinflussen können. Dennoch müssen den verschiedenen Personen einzelne Rollen und Verantwortungen zugeordnet sein. In großen Organisationen ist es zudem erforderlich, an den Schnittstellen zu den außerhalb der Entwicklung stehenden Einheiten verbindliche Ergebnisse und Termine zu kommunizieren. Bei einer rein agilen Vorgehensweise lässt sich das Endergebnis in Funktion und Termin oft schwer vorhersehen. Der V-Scrum-Prozess erlaubt eine solche Prognose, sodass Marketing-Kampagnen und Vertriebsaktivitäten abgestimmt parallel starten können.

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