Hürden überwinden


Kann man der bestehenden x86er-Kundenbasis das neue ARM-Module- und -Board-Angebot schmackhaft machen? Oder adressieren Sie vorwiegend neue Applikationen?

Norbert Hauser: Auf Anwendungsseite sind es viele neue Applikationen, die wir mit x86 Technologie bisher nicht adressieren konnten – etwa bei mobilen Handhelds, Tablets oder anderen tragbaren und akkubetriebenen Geräten. Wir rechnen hier aber damit, dass unsere ARM-Angebote auch für OEMs interessant ist, die bislang von uns nur ein x86er geprägtes Produktportfolio bezogen hatten und bei ARM/SoC auf andere Hersteller zugreifen mussten. Denn mithilfe von Kontron Modulen und Boards können OEM beispielsweise im Steuerungsrechner-Segment effizient die komplette Bandbreite an Applikationsbedürfnissen mit über die Prozessorgrenzen hinweg skalierbaren COTS-Produkten abdecken – von beispielsweise Intel Core i7 Panel PCs für anspruchsvollste Applikationen bis hinunter zu Low-Power-Lösungen mit ARM basierten Panel PCs – alles aus einer Hand.

Bleibt aber der Entwicklungsaufwand mit ARM nicht gerade hinsichtlich der Software enorm?

Norbert Hauser: Initialer Aufwand muss für jede neue Applikation getätigt werden. Und viele Lösungen brauchen ein passendes Ökosystem, damit sich die individuelle Entwicklung auch mit angemessenem Aufwand umsetzen lässt. Das hat die x86er-Technologie so attraktiv gemacht. Aber auch für ARM ist einiges in Bewegung. Deshalb wird ARM ja auch zunehmend ebenfalls attraktiv. Zudem legt Kontron beim ARM Support auch einen Schwerpunkt auf Software sowie weitere Services. Diese reichen von Treiberentwicklungen und Bootloader-Code-Anpassungen bis hin zu umfassenden Applikations-Portierungs-und Validierungs-Services sowie HW/SW-Bundles einschließlich der Stückzahllizenzen. OEM profitieren damit von einem effizienten Migrationspfad und gleichzeitig deutlich reduzierten Kosten, da sie die für sie ideale Lösung als „Application Ready Platform“ beziehen können, die bei Bedarf auch bereits zertifiziert ist. So können sich OEM voll auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: die Applikationsentwicklung.

Wo sehen Sie das höchste Marktpotenzial?

Norbert Hauser: Der Bedarf nach immer kleineren Formfaktoren und geringerer Leistungsaufnahme erstreckt sich quasi über alle Branchen. Daher sehen wir in diversen vertikalen Märkten Applikationen, die von der Implementierung von ARM-Technologie auf standardbasierten Modulen und Boards profitieren können. Ein Boom Markt der kommenden Jahre für ARM-Designs ergibt sich sicherlich aus der zunehmenden Vernetzung von Computing Plattformen – Stichwort: Internet of Things. Diese Entwicklung wird den Bedarf nach mobilen bzw. dezentralen Low-Power Devices enorm vorantreiben. Je nach Quelle reichen die Schätzungen von 50 Milliarden bis hin zu 1 Billion vernetzten Geräten bis 2015. Doch auch bereits etablierte Anwendungsfelder können von der ARM-Technologie profitieren. So z.B. Digital Signage Installationen, etwa in Bussen und Bahnen oder an Haltestellen und Werbesäulen. Die Systeme können dank der geringen Wärmeabgabe der ARM Prozessoren komplett geschlossen und somit robust und ausfallsicher konstruiert werden und bieten trotzdem eine sehr hohe Grafik- und Videoperformance. Zudem lassen sich Interaktions- und intuitive Bedienkonzepte, wie man sie von aktuellen ARM Smartphones und Tablets kennt, implementieren. Der Bereich der industriellen Automatisierung profitiert vor allem von den platzsparenden Designs, die aufgrund der vereinfachten Kühlinfrastruktur – aber z.B. auch der geringen Bauhöhe des neuen COM Standards – möglich werden. Ein Beispiel wären extrem flache Panel PCs die als Bedienterminals oder als Thin bzw. Ultra-Thin-Clients von Maschinen eingesetzt werden. Diese müssten nicht mehr eingebaut werden, sondern könnten z.T. sogar aufgrund des reduzierten Platzbedarfs einfach an die Maschinenaußenseite angebaut werden. Die reduzierte Wärmeentwicklung wirkt sich außerdem positiv auf die MTBF Werte der Systeme, gerade mit Displays, positiv aus. Auch im Medical Markt gibt es zahlreiche vielversprechende Anwendungsfälle für ARM-basierte Systeme. Mögliche Applikationen sind bspw. robuste und langzeitverfügbare Tablet-PCs die papierene Dokumentationsakte auf Station ablösen und medizinischem Fachpersonal den ortsungebundenen und direkten Zugriff auf KIS oder PACS Daten gewähren – und das dank energieeffizienter ARM-Prozessoren mit einer Akkustandzeit für eine volle Schicht. Im Medizingerätebereich könnten noch kompaktere und mobilere Diagnosegeräte, wie beispielsweise batteriebetriebene Ultraschallgeräte, möglich werden. Oder auch mobile Patientenüberwachungsgeräte welche den Gesundheitszustand von Patienten überwachen und die Daten ggf. drahtlos übermitteln, profitieren in ganz besonderem Maße von der geringen Verlustleistung der ARM-Prozessoren, da sie einen besonders langen Einsatz ermöglichen, ohne die Akkus neu laden zu müssen

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Kontron AG
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