TSN auf der Überholspur?

Wo spielt TSN heute eine Rolle?

Goller: Für die Embedded Designs und für die industrielle Automatisierung ist das Thema hochaktuell. In der Gebäudeautomation gibt es viele Bereiche wo TSN eine Rolle spielen kann aber insbesondere auch in der Automotive-Branche. Es sind vor allem industrielle Anwender, die TSN im Moment vorantreiben.

Was sind die Vorteile von TSN?

Goller: Das ist wichtig zu verstehen: TSN ist tatsächlich nur Layer 2. Es ist kein neues Protokoll das bis in die Applikation geht, sondern es wird die Kommunikation auf Layer 2 geregelt. Anders als bei vielen Feldbussen, ist Ethernet auch eine Ethernet Infrastrukturfrage. Das heißt, sie brauchen nicht nur Endgeräte und Embedded-Switches sondern auch Infrastrukturswitches. Diese müssen all diese Protokolle unterstützen, so dass es heute ein großes Problem gibt: Wenn Sie beispielsweise ein Ethercat-Paket durch einen Switch aus der IT leiten, wird er das nicht wirklich gut finden, genauso würde ein IRT-Timing völlig ruiniert. Mit TSN werden wir eine einheitliche, deterministische Infrastruktur bekommen.

„TSN ist ein echtzeitfähiges Layer 2 im Ethernet, aber kein vollständiges Echtzeitprotokoll, d.h. TSN wird nicht Profinet und Ethernet-IP und vergleichbare Protokolle ersetzen. Was wir aber im Markt sehen, ist dass diese Protokolle TSN als Layer 2 auf Dauer unterstützen werden.“

Volker Goller,
System Applications Engineer bei Analog Devices

Analog Devices hat vor rund einem halben Jahr Innovasic übernommen. Für ADI ist das Thema TSN also vielversprechend?

Goller: Innovasics unterstützt alle relevanten Legacy-Protokolle wie Profinet, IRT, Ethercat oder auch Powerlink. Aber Innovasic hat in den letzten Jahren sehr früh auf TSN gesetzt und wir haben bereits ein erstes TSN-Entwicklungspaket bereitgestellt. Wir sind in allen relevanten Organisationen vertreten, im IIC-Testbed und auch in in der IEEE. Es war sicher ein erheblicher Grund für Analog Devices Innovasic zu übernehmen weil wir davon ausgehen, dass TSN die Zukunft ist und industrielle Vernetzung immer wichtiger wird. TSN weckt nach wie vor viele Fragen, um nicht zu sagen steigende Sehnsüchte – zumindest ist der Informationsbedarf sehr groß und das Interesse an der Technologie eben auch.

Denken Sie, dass TSN andere Echtzeitprotokolle in Zukunft ersetzen wird?

Goller: Das ist ein großes Thema und auch ein Thema großer Verwirrung. TSN ist ein echtzeitfähiges Layer 2 im Ethernet, aber kein vollständiges Echtzeitprotokoll, d.h. TSN wird nicht Profinet und Ethernet-IP und vergleichbare Protokolle ersetzen. Was wir aber im Markt sehen, ist dass diese Protokolle TSN als Layer 2 auf Dauer unterstützen werden.

Wird sich dadurch etwas für den Anwender ändern?

Goller: Eigentlich nicht, jedenfalls wenn die Integration mit bestehenden und zukünftigen Protokollen gut gelingt. In der Factory Automation wird es ein Plus an Performance geben. TSN ist für jede Geschwindigkeit definiert, es funktioniert also auch bei Giga-Bit-Ethernet.

Blicken Sie in die Kristallkugel der TSN-Zukunft, was sehen Sie da?

Goller: Es ist durchaus zu erwarten das wir in den nächsten Jahren Gigabit und längerfristig sogar zehn GBit TSN-Switches sehen werden. Damit dringen wir in Performanceklassen vor, die mit 100MBit, so gut es auch ist, nicht mehr möglich sind. Gleichzeitig werden für Motion optimierte Protokolle die hochoptimiert sind wie Ethercat oder Powerlink noch lange existieren, weil sie bei 100MBit den Draht sehr gut ausnutzen.

(Bild: Analog Devices)

Interview mit: Volker Goller,
System Applications Engineer
Analog Devices
www.analog.com

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